Fährbetrieb muss Teil des ÖPNV werden
Die Fähren im Mittelrheintal sind nicht nur eine Attraktion für Touristen, tagtäglich werden sie auch von vielen PendlerInnen und SchülerInnen als Beförderungsmittel genutzt. Die rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner besuchte, gemeinsam mit ihrem Kollegen aus dem Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages, Matthias Gastel (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), begleitet von Leo Neydek, Direktkandidaten der Grünen im Wahlkreis Koblenz/Lahnstein, und begleitet grünen LokalpolitikerInnen den Fährbetrieb in St. Goarshausen.
Für Klaus Hammerl, Inhaber der Fähre Loreley GmbH, geht es bei der Brückenfrage um die Existenz seines Betriebes. Jährlich befördert er 700.000 Personen und 200.000 Fahrzeuge über den Rhein zwischen St. Goar und St. Goarshausen. Die Fähre liegt seit rund 500 Jahren in den Händen seiner Familie. Im Mittelrheintal drohe seinem Betrieb als erstes das Aus, sollte die Brücke in unmittelbarer Nähe seiner Fährstrecke gebaut werden. „Es gibt berechtigte Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Brücke im Mittelrheintal. Ökologische Nachtteile sind absehbar. Die Einstellung des Fährbetriebs zwischen Mainz und Koblenz würde zu deutlich mehr Straßenverkehr und damit zu einem höheren CO2-Ausstoß führen. Zudem wäre das Bauvorhaben ein gewaltiger Eingriff in das Welterbe Mittelrheintal. Die positiven Effekte sind kaum nachweisbar“, erklärt die rheinland-pfälzische Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner. „Unter dem Strich: ein höchst risikoreiches Unterfangen, das wohlmöglich mehr Schaden als Nutzen für das Mittelrheintal bringen würde“, ergänzt sie.
Laut Schätzungen, sollen sich die Kosten der Brücke auf rund 40 Millionen Euro belaufen. Der Verkehrsclub Rheinland-Pfalz (VCD) geht außerdem von jährlichen Unterhaltungskosten in Höhe von einer Millionen Euro aus. „Der Erhalt bestehender Straßenbrücken wird immer schwieriger, und trotzdem wird über den Bau neuer Brücken nachgedacht. Das wird der momentanen Situation einfach nicht gerecht, da der bundesweite Zustand der bestehenden Brücken im Land besorgniserregend ist“, erklärt Matthias Gastel.
Stattdessen, so sind sich die beiden Verkehrsexperten der grünen Bundestagsfraktion einig, wäre es angebracht, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Fährbetriebe weiter zu verbessern. Klaus Hammerl, der auch im Vorstand des Deutschen Fährverbandes ist, befördert tagtäglich auch 200 Schülerinnen und Schüler. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise bekommen die Fährbetriebe Ausgleichszahlungen für ermäßigte Schülerfahrkarten. „Die Fähren haben für Pendler und Schüler eine zentrale Bedeutung. Sie sollten daher auch Teil des ÖPNV werden“, so Rößner abschließend.