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26.01.14
Neujahrsempfang Gastrednerin Corinna Rüffer MdB stellte Europa in den Mittelpunkt ihrer Rede
Von Ulrike Bletzer
M Rhein-Lahn/Bad Ems.Drei Vorstandssprecher, drei Rollen: Während Petra Spielmann als einzige und seit langer Zeit erste Frau im Vorstand des Kreisverbandes Rhein-Lahn von Bündnis 90/Die Grünen Begrüßung und Anmoderation übernahm, lieferte Christoph Weyrath sozusagen den Abspann – und Leo Neydeck hielt zwischen diesen beiden Polen eine ebenso flammende wie in puncto Sprechtempo rekordverdächtige Rede.
Inklusive zweier Würdigungen: für Dr. Bernd Paffrath, den langjährigen Mitstreiter, der aus privaten Gründen nicht mehr für den Vorstand kandidiert. Und für einen, der aus amtlichen Gründen durch Abwesenheit glänzte. „Josef Winkler hat heute etwas Wichtigeres zu tun“, entschuldigte Neydek den Ex-Bundestagsabgeordneten mit todernster Miene. „Als Senator der Emser Karnevals Gesellschaft muss er das Rathaus stürmen.“ Logisch, dass der Bad Emser Grünen-Politiker, der im September den Wiedereinzug in den Bundestag verfehlte, eine zentrale Rolle spielte in dem für Neujahrsempfänge unvermeidlichen Jahresrückblick.
Winkler hat sich eingesetzt
„Wir schätzen Josef Winkler sehr“, betonte Neydek, „als jemanden, der sich für die Rechte von Flüchtlingen und den interkulturellen Dialog über Parteigrenzen hinweg einsetzte, als einen fairen und humorvollen politischen Redner und als einen, den man immer in Berlin anrufen konnte.“ Der Jahresrückblick habe die Male zuvor allerdings deutlich mehr Spaß gemacht, räumte Leo Neydek freimütig ein, das schlappe Wahlergebnis von 8,4 Prozent im Visier: „Es war das enttäuschende Resultat eines merkwürdigen Wahlkampfs, in dem es mehr um Merkels Halskette und Steinbrücks Stinkefinger als um politische Inhalte ging.“ Pkw-Maut, Veggie-Day, Flüchtlingspolitik, und, und, und … kaum ein Aufreger aus dem Bundestagswahlkampf, der nicht in Neydeks Rede auftauchte. Welches die Themen bei der Kommunal- und Europawahl 2014 sein werden? „Ich kann Ihnen heute kein Wahlprogramm vorstellen, denn wir haben noch keines. Die Klausurtagung steht noch aus“, stellte Neydek klar, um dann doch einige Grünen-Ziele zu umreißen. „Wir müssen trotz des unumgänglichen Schuldenabbaus in Rheinland-Pfalz die Kommunen mit mehr finanziellen Mitteln ausstatten, um die Lebenswirklichkeit der Menschen hier zu verbessern“, so der Vorstandssprecher. Und: „Wir sollten im Rhein-Lahn-Kreis besonders in puncto Bildungspolitik aktiv sein und die Schulstandorte durch Anpassen der Schulformen stärken.“
Vieles ist schiefgelaufen
Selbstkritischer Blick zurück auch bei Gastrednerin Corinna Rüffer, die dem Bundestag seit vergangenem Oktober angehört. „Im Wahlkampf ist eigentlich alles schiefgelaufen, was nur schieflaufen konnte. Vor allen Dingen haben wir es nicht geschafft, unsere Kernkompetenzen wie Ökologie und Energiewende in den Mittelpunkt zu stellen“, bemängelte sie, konnte dem dürftigen Wahlergebnis aber dennoch etwas Gutes abgewinnen: „Dass wir trotz allem noch 8,4 Prozent der Stimmen bekommen haben, zeigt doch, dass wir treue Anhänger haben, die uns wählen, was auch immer kommen mag.“ Neben der Kommunal- und Agrarpolitik stellte Corinna Rüffer vor allen Dingen die Europapolitik in den Mittelpunkt. „100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist Europa ein Friedensprojekt, das wir definitiv brauchen“, so ihr klares Bekenntnis zum Bündnis. „Dieses Friedensprojekt beinhaltet auch, dass wir uns für eine humanitäre Flüchtlingspolitik einsetzen, damit weniger Menschen sterben müssen.“ Noch etwas fügte die Triererin mit Blick auf die Finanzkrise 2008 hinzu: „Europa darf nicht nur ein Europa des Euro sein. Sondern es muss eine Idee sein, die weitergetragen wird. Die Alternativen wären jedenfalls bitter.“
Wie es denn im Bundestag so sei, fragte Christoph Weyrath die Gastrednerin in seiner Abmoderation noch. Insgesamt in Ordnung, antwortete sie: „Aber manchmal hat man schon das Gefühl, von Termin zu Termin geschoben zu werden. Umso wichtiger ist es, dass man ab und zu aus dem Regierungsviertel herauskommt und mit ganz normalen Menschen spricht, um etwas über ihre Anliegen zu erfahren.“ Dazu hatte sie beim Neujahrsempfang in Bad Ems, dem die Fachbacher Jugendband The Nameless mit ihrer fetzigen Musik auch künstlerischen Pepp verlieh, jedenfalls noch ausgiebig Gelegenheit.
Rhein-Lahn-Zeitung, Bad Ems vom Mittwoch, 29. Januar 2014, Seite 13
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